47 strahlende Kinder
Ein weiterer Besuch in Sierra Leone ist vorüber. Wieder Zuhause wird es noch ein paar Tage, wenn nicht Wochen dauern, die vielen Eindrücke zu verarbeiten und wieder hier anzukommen.
Im Gepäck mitgebracht haben wir viel Motivation, neue Erkenntnisse und Zukunftsvisionen. Was wir auf unserer Reise alles erlebt haben, wie es den Kindern im Waisenhaus geht und welche Veränderungen es seit dem letzten Besuch vor 10 Monaten gab, möchten wir euch hier berichten.
Unsere Anreise
Wir landen mit Verspätung, es ist bereits dunkel, die Passkontrolle verläuft reibungslos, mit Fingerabdruck und vielen Fragen nach dem Grund unseres Aufenthaltes, aber wir werden durchgewunken.
Nach der Gepäckausgabe wird es hektisch und laut, viele Menschen stürzen auf uns zu, wollen, dass wir Geld tauschen, fragen, ob wir ein Taxi brauchen, zur Fähre wollen.
Samuel, der uns abholen soll, ist nicht in Sicht, der Akku von Marcels Handy ist leer, wir sind etwas überfordert. Ein Mann hilft uns, Samuel zu finden und wir sind sehr erleichtert, als er auftaucht und den Rest für uns erledigt. Er verhandelt bei dem Geldtausch, Unmengen von Geldscheinen wechseln den Besitzer, es ist laut, es herrscht Durcheinander und wir sind nur dankbar Begleitung zu haben.

Die Autofahrt zum Waisenhaus ein Abenteuer für sich, viel Gehupe, wenig erkennbare Verkehrsregeln, wir sehen nicht allzu viel, die Straßenbeleuchtung ist spärlich, es ist aber noch viel Leben auf der Straße, Straßenhändler bieten ihre Waren an, man sitzt zusammen, unterhält sich, überall Musik.
Wir sind froh in unseren Zimmer anzukommen, die kommenden Tage werden sicherlich aufregend.
Das Waisenhaus und unsere Kids

Seit Marcels letztem Besuch vor 10 Monaten, sind 29 neue Kinder eingezogen. Sie kommen aus den umliegenden Slums, haben sich bisher durchgebettelt und konnten auch keine Schule besuchen. Durch die Flut im August wurden dort viele Häuser zerstört und die Lage noch dramatischer als sie sowieso schon ist.
Unser Eindruck ist, dass bereits jetzt eine gute Gemeinschaft zwischen den Kids besteht und sich die Älteren um die Kleinen kümmern. Wie erleichternd muss es sein, ein Dach über dem Kopf zu haben, Essen zu bekommen und andere Menschen um sich zu haben, die jederzeit ansprechbar sind und sich kümmern…

Wie einfach es ist, diese Kinder glücklich zu machen, können wir bei unseren gemeinsamen Spielaktionen erleben. Luftballons, die Reise nach Jerusalem und Tauziehen, reichen aus, um 47 Gesichter zum Strahlen zu bringen. Wobei, die eine Hälfte strahlte am Ende etwas weniger, da sie in Marcels Team war, das leider verloren hat.
“Wenn ich die Kids so sehe, kann ich mir kaum vorstellen, was sie in ihrem Leben schon durchgemacht haben müssen.”
Christine
Einsamkeit, Hunger, Durst, Gewalt und Unsicherheit prägten wohl ihren Alltag. Um es wenigstens ansatzweise begreifen zu können, besuchten wir einen der vielen Slums in Freetown.
Unser Besuch im Slum

Die Slums liegen alle im Tal, unterhalb der riesigen Müllkippen der Stadt. Je näher wir dem Bereich kommen, desto intensiver wird der Geruch nach Fäkalien und verbranntem Plastik, das den Berg abrutscht und sich selbst entzündet. Wege werden immer schmaler, wird überspringen Schlammpfützen, klettern über Müll und erreichen schließlich das Haus des Chiefs, eine Art Bürgermeisterin der Slumcommunity.

Wir stellen uns zunächst einmal vor, erklären, was wir hier wollen und überreichen dann Gastgeschenke, die unter den Familienoberhäuptern verteilt werden. Damit erhalten wir die Erlaubnis, uns alles anzusehen und werden durch das gesamte Gebiet des Slums geführt.
Es ist niederschmetternd zu sehen, unter welchen Bedingungen Menschen leben, Kinder aufwachsen. Unsere Begleiter erzählen uns, dass die Hilfe der grossen Hilfsorganisationen immer nur kurzfristig stattfindet, wenn es mal wieder zu einer Flut gekommen ist, sie dann aber wieder alleine gelassen werden. Dieses Jahr zerstörte die Flut wieder zahlreiche Häuser, die auch nicht wieder hergestellt werden können. Sollte keine neue Mauer am Fluss gebaut werden, wird es auch in den kommenden Jahren immer wieder zu solchen Katastrophen kommen.






Wir sind einfach nur erschüttert, können nur hoffen, dass es für diese Menschen auch nachhaltige Hilfe geben wird und wir noch weitere Kinder aus solchen Bedingungen zu uns ins Waisenhaus holen können.

Dieser Besuch wird uns noch sehr lange beschäftigen. Das Gesehene zeigt uns deutlich, wie wichtig die Hilfe hier ist.
Marcel
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